Euphrasius-Basilika Poreč

Im 3. Jahrhundert, als das Christentum noch illegal war, befand sich in einem Privathaus an der Nordseite der Stadt der erste Kirchenraum - die Domus ecclesia. Zu diesem Raum gehörten die gefundenen Reste eines Mosaikbodens mit dem symbolischen Fischmotiv. An der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert wurde Porec Bischofssitz. Davon zeugt eine Inschrift vom Ende des 4. Jahrhunderts, die von der Überführung der Gebeine des Märtyrers und Bischofs Maurus von dem außerhalb der Stadt liegenden Friedhof in den Kirchenraum spricht. Zu jener Zeit wurde der Kultraum erneuert und durch zwei Parallelsäle verdoppelt, von denen einer dem Kult des Märtyrers Maurus gewidmet war. Die Säle erhielten neue mosaikverzierte Fußböden, die bis heute erhalten sind.

Im 5. Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine große, dreischiffige Basilika ohne Apsis errichtet. Bischof Euphrasius ließ in derZeit zwischen 535 und 550 seinen Monumentalbau auf den Mauerresten des früheren bauen. Nach seinem Baukonzept aber auch nach dem Stil seiner Mosaikmalerei stand der Euphrasius-Bau unter direktem Einfluss der byzantinischen Kunst aus der Zeit des Kaisers Justinian, der im turbulenten 6. Jahrhundert das einheitliche Römische Reich wieder herzustellen versuchte. Die Euphrasiana ist eine dreischiffige Basilika, deren Seitenschiffe mit Säulen und einer Arkatur vom Mittelschiff getrennt sind. An der Ostseite des Baus wurden drei Apsiden gebaut. Die mittlere, tiefe Halbkreisapsis weist polygonale Außenwände auf, während die zwei kleineren, seitlichen Halbkreisapsiden in der Wandmasse ausgehauen wurden. Die Euphrasius-Basilika ist das früheste Beispiel einer dreischiffigen Kirche mit drei Apsiden im europäischen Westen.

Euphrasius Basilika
Euphrasius Basilika
Die Euphrasius-Basilika in Poreč ist die Kathedrale des kroatischen Bistums Poreč-Pula. Die in ihrer heutigen Gestalt im 6. Jahrhundert errichtete Kirche ist einer der bedeutendsten

Alle drei Apsiden waren verziert. Die Säulenkapitelle der Euphrasiana sind im typisch byzantinischen Stil gehalten, während die erhaltenen Bögen der Nordarkatur auf der Unterseite mit Reliefstuck verziert sind. Den besonderen Wert dieses außerordentlichen Denkmals bilden seine Mosaike. An der Westfassade des Gebäudes sind nur Fragmente erhalten, die einen Teil der Komposition des apokalyptischen Christus mit Aposteln und an der Ostseite die Verklärungsszene zeigen. Am besten erhalten sind die Mosaiken in der Mittelapsis. Über dem Apsisbogen ist Christus mit den Aposteln dargestellt. Das Apsisgewölbe ist mit einem breiten Band verziert, in dem sich 13 Medaillons befinden. Das mittlere stellt Christus in der Gestalt des Agnus Dei dar, während die übrigen zwölf die Figuren der zwölf Märtyrerinnen zeigen. Die zentrale Szene in der Halbkuppel der Apsis stellt die Muttergottes mit Kind auf einem Thron dar, umgeben von Engeln und Märtyrern, unter denen der Hl.Maurus, erster Bischof von Porec und Märtyrer, besonders gekennzeichnet ist. Neben ihm sind auch Bischof Euphrasius mit dem Basilika-Modell im Arm, der Archidiakon Claudius und sein Sohn Euphrasius.

Die untere Apsiszone schmücken außerordentlich schöne Szenen der Verkündigung und Heimsuchung Mariä sowie die Figuren des Zacharias, des Erzengels Gabriel und Johannes des Täufers. Die Mosaiken der Mittelapsis zählen zu den weltweit bedeutendsten Beispielen der Wandmalerei im 6. Jahrhundert. Der untere Apsisgürtel ist mit äußerst dekorativen mehrfarbigen Marmorinkrustierungen verziert. In den Seitenapsiden befinden sich erheblich beschädigte Mosaiken, die einen jugendlichen Christus darstellen, der zwei Märtyrer krönt: in der Nordapsis die Hll.Kosmas und Damian, und in der Südapsis die Hll. Ursus und Severus.

Der heutige Altarraum entstand durch die Anhebung des Bodens in der Mittelapsis, den Bau eines monumentalen, mit Mosaiken aus dem Jahr 1277 verzierten Ziboriums und die jüngste Rekonstruktion der Elemente eines Altarvorsatzes. Auch in der heutigen Form ist die Euphrasius-Basilika ein sehr harmoni scher Bau mit eleganter Arkatur und einem raffinierten Verhältnis von Raum und Mauermasse. Mosaiken mit vergoldetem Hintergrund in den Apsiden steigern diese Harmonie und fokussieren die Aufmerksamkeit auf den Kultraum.

Die Vorhalle der Basilika ist mit einem geräumigen Atrium verbunden, das von vier einfachen und harmonischen Portiken umgeben ist. An der Westseite wurde ein achteckiges Baptisterium mit Taufbrunnen errichtet. An das Baptisterium lehnt sich von der Außenseite ein Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert an. Nördlich des Atriums der Euphrasiana wurde im 6. Jahrhundert noch ein größerer dreischiffiger Kirchenbau angelegt, wahrscheinlich die später zum Bischofspalast umgebaute Andreaskirche.

Der ganze Episkopalkomplex in Porec, dessen Kern die Euphrasius-Basilika darstellt, wurde 1996 wegen seiner außerordentlichen Vielschichtigkeit, Bewahrtheit und seiner erstklassigen künstlerischen und historischen Bedeutung in das UNESCO-Verzeichnis des Weltkulturerbes aufgenommen.

Südlich der Basilika wurde 1251 im Baukomplex der Euphrasiana ein monumentales romanisches Gebäude errichtet - die Residenz des Kanonikers, die sgn. Kanonika. Die architektonische Verzierung dieses wohlproportionierten Baus besteht aus einem schön geformten Portal und einer Reihe romanischer Biforien im Obergeschoss.

Aus dem Mittelater sind mehrere romanische und gotische Häuser im Stadtkern, insbesondere an der Kreuzung der Hauptlängs- mit der Querstraße erhalten. Von den romanischen Bauten ist in der Hauptstraße ein interessantes zweigeschossiges Gebäude mit Biforium und Holzbalkon erhalten. Aus der selben Zeit stammt das "Haus zweier Heiliger", das nach den als Spolien in die Fassade eingelassenen Skulpturen der Hll. Kosmas und Damian benannt wurde. Das Zentrum von Porec zieren mehrere Paläste aus dem 15. Jahrhundert, gebaut im Stil der venezianischen Gotik mit einer Fülle von Verzierungen und schönen gotischen Fenstern, vor allem Triforien.

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