Inspiration Architekten

Gerade 20 Jahre brauchten die Baumeister aus Wien, um den malerischen Küstenort am Ende des 19 Jahrhunderts durch zahllose Villen und noble Herbergen in ein Dorado für vornehme Gäste aus der Donau-Monarchie ZU verwandeln.

Die Konzerte, Varietes, Bälle und Sportwochen - und vor allem der prachtvolle Frühlingskorso - waren gesellschaftliche Ereignisse, die bis nach Böhmen und Budapest abstrahlten. Der österreichische Kaiser Franz Joseph und die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria, der rumänische König Carol I., Sachsenkönig Friedrich August, Gustav Mahler, Anton Tschechow und Giacomo Puccini - sie alle stiegen in der spätklassizistischen 'Villa Angiolina des Adeligen Iginio Ritter von Scarpa oder in einer ihrer Dependancen ab.

Diese Angiolina steht noch immer im Kurpark. Nicht weit davon entfernt stehen Amalia, Mandrina und noch ein paar andere alte Mädchen, die ein neues Make-up bekommen haben. Aber ein größerer Immobilien-Boom findet heute nicht mehr statt. An den Ortsenden sind ein paar Hotel- und Apartmentklötze aus Rauchglas und Beton hinzugekommen. Doch wer Geld hat, kauft sich nun lieber im bergigen Hinterland ein. Weil da oben im Sommer Ruhe herrscht, wenn hier unten zigtausende von Touristen mit ihren Autos und Enduros den Kurort in ein lärmiges Nizza für Jedermann verwandeln. Cöte dAzur statt k. u. k.

Nur im Winter finden die Saturierten von Opatija wieder zu sich selbst. Dann wandeln sie am Nachmittag die alten Terrain-Curwege entlang und hocken später in Paul & Shark-Pullovern hinter ihrem Cognac im Cafe Mozart - unbehelligt, aber auch ohne Anregung vom Rest der Welt. Und die Damen haben noch immer ihre verzogenen Hündchen dabei.

Wir sind der E 65 von Rijeka aus bis zur Hauptstadt gefolgt - vorbei an dem noch immer vom Krieg gezeichneten Karlovac (Karlstadt), an den Ausläufern des Zumbarak-Berglands entlang. Da kommt diese Hauptstadt, die nie Metropole war, nach zweieinhalb Autostunden in düsterer Landschaft gerade recht. Dieses emsige Gewimmel zwischen den engen Gassen der alten Oberstadt und den großzügig an gelegten Straßenzügen der Unterstadt - ein Patchwork aus verschiedensten Einflüssen und Stilen, das zusammen dennoch etwas Unverwechselbares ergibt.

Zagreb war lange Zeit keine große Nummer, wie Herr Makovic, Professor der Kunstgeschichte an der hiesigen Universität, beinahe amüsiert betont. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts lebten kaum 15000 Menschen hier. Außerdem lag man immer eher am Rand. Während der österreichisch-ungarischen Herrschaft wurde der Glanz in Wien und Budapest, nicht aber im damals so genannten Agram zelebriert. Unter dem serbischen König wie später in der sozialistischen Republik spielte dann stets Belgrad die erste Geige. Aber ein bisschen Unabhängigkeit war immer - im Parlament, dem Sabor, sowie im Kopf. Mit diesem Eigensinn und fremder Hilfe wuchs die Stadt allmählich zum Zentrum und Sinnbild aller kroatischen Anstrengungen.

MERIAN Kroatien
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